Tag 1 – Von Darmstadt bis unter den Meeresspiegel
Es war einer dieser Morgen, an denen man spürt: Heute beginnt etwas Großes. Die Sonne blinzelte schüchtern über die Dächer von Darmstadt, als Anselm und ich unsere Africa Twins aus der Garage rollten. Zwei Maschinen, zwei Männer, ein Ziel: Schottland. Highlands, Lochs, Single Tracks, Regen, Schafe, Whisky – das volle Programm. Und das alles auf zwei Rädern.

Unsere Twins, standen da wie zwei Krieger vor der Schlacht. Anselms Maschine in klassischem Tricolor-Look, meine in mattem Schwarz – wie Yin und Yang auf Rädern. Wir hatten sie liebevoll bepackt: Zelt, Schlafsack, Werkzeug, Regenklamotten, Ersatzhandschuhe, Gaskocher, und – ganz wichtig – eine Packung Gummibärchen. Man weiß ja nie.
Der Plan war einfach: Von Darmstadt aus Richtung Nordwesten, durch Deutschland, einmal quer durch die Niederlande, und dann ab auf die Fähre nach Newcastle. Klingt simpel.
Time: 16.6.2025, 09:24: |
Duration: 06:56:01 |
Ascent/Descent: | Distance: 489.72 km |
Die ersten Kilometer liefen wie geschmiert. Die Maschinen schnurrten, der Asphalt war trocken, und wir fühlten uns wie die Könige der Straße. Anselm fuhr vorne, ich hinterher – nicht weil ich ihm vertraue, sondern weil sein Navi besser ist.
Wir hielten uns an die Autobahn, auch wenn das nicht gerade die romantischste Route war. Aber wir wollten Strecke machen. Die Niederlande riefen, und wir wollten pünktlich zur Fähre. Anselm hatte einen minutiösen Zeitplan erstellt – mit Pausen, Tankstopps und sogar einen geplanten Fotostopps, auch wenn es an den Rasthöfen nicht wirtklich spannendes zu sehen gab. Ich hingegen hatte nur einen Plan: Ankommen, irgendwie.
Die Grenze zu den Niederlanden überquerten wir fast unbemerkt. Kein Schlagbaum, kein „Willkommen in Holland“-Schild, nicht mal ein Käsewagen zur Begrüßung. Nur ein leichtes Ruckeln im Asphalt und plötzlich waren die Straßenschilder auf Niederländisch. Wir grinsten hinter unseren Visiren. Es ging los

Unser Ziel war der Hafen, wo die Fähre nach Newcastle ablegen sollte. Wir hatten Tickets gebucht, aber natürlich waren wir spät dran. Anselm, der ewige Optimist, meinte: „Kein Stress, wir schaffen das locker.“ Ich hingegen hatte schon das Bild vor Augen, wie wir mit quietschenden Reifen ankommen, nur um zu sehen, wie die Fähre langsam ablegt und uns eine Gischtwelle ins Gesicht klatscht.
Aber Fortuna war uns wohlgesonnen. Wir kamen pünktlich an. Gerade rechtzeitig, um noch eine Pommes mit Mayo zu inhalieren, bevor wir auf das Schiff rollten. Die Africa Twins wurden verzurrt, wir bekamen unsere Kabinenschlüssel – und dann begann der maritime Teil unseres Abenteuers.

Unsere Kabine war… sagen wir: funktional. Zwei Betten, ein Waschbecken und ein Hauch von Nostalgie. Der Clou: Wir waren unter dem Meeresspiegel. Kein Scherz. Unsere Kabine lag so tief im Bauch des Schiffes, dass man das Gefühl hatte, bei jedem Wellengang direkt mit dem Ozean zu schaukeln. Anselm meinte trocken: „Wenn hier ein Leck ist, sind wir die Ersten, die’s in der Super-Holzklasse merken.“ Beruhigend.
Wir verstauten unser Gepäck, zogen uns um und machten uns auf den Weg zur Bar. Schließlich wollten wir den ersten Abend stilvoll einläuten. Die Fähre legte ab, und wir standen an Deck, der Wind zerzauste unsere Haare (naja, was davon übrig war), und wir blickten hinaus auf die Nordsee. Es war ein Moment zum Einrahmen.

Was für ein Auftakt! Von Darmstadt bis unter den Meeresspiegel, mit allem, was dazugehört: Autobahnromantik und jede Menge Lacher. Unsere Africa Twins hatten sich tapfer geschlagen, wir auch. Und morgen? Morgen wartet Schottland. Linksverkehr, Fish and Chips und hoffentlich ein bisschen weniger Seegang.
Und viel Meer noch im folgenden Video:
