Offroad wider Willen
Wir haben es tatsächlich geschafft, der Schneefront zu entkommen. Nach einer erholsamen Nacht in der gemütlichen Hütte im Ort Gällivare waren wir froh, doch noch am Vortag diesen riesen Sprung in den Süden gemacht zu haben. Gleich in der Frühe checkten wir das Wetter und die Schneefront. Tatsächlich hatten wir sie nur um wenige Kilometer vor Gällivare hinter uns gelassen, sodass beim Blick aus dem Fenster gleich der Sonnenschein auffiel. So konnte der neue Tag beginnen und wir freuten uns auf einen weiteren tollen Tag.
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Erst mal schnell einen Vlog aufgenommen und dann das Frühstück der Champions in Form eines Beerenmüslis. Leider fehlte uns der Kaffee, weswegen wir schon eingeplant hatten, den nächsten Coop im Ort anzusteuern, bevor es wieder in die unendlichen Wälder Schwedens geht. Es war nun zwar sonnig, aber mit dem klaren Himmel war natürlich auch wieder die Temperatur in den Keller gefallen. Doch auch hier waren wir bereits abgehärtet und wichtig war sowieso nur, dass es trocken bleibt und die Sonne scheint.
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Die Reise ging weiter, warm eingepackt und windgeschützt durch die Regenkombis, merkten kaum etwas von der kühlen Polarluft. Menschenleere endlose Straßen lagen nun vor uns und auch hinter uns, bis wir durch den kleinen Ort Jokkmokk kamen. Dies war auch der Ort, wo wir den Polarkreis wieder verlassen würden. Kurz hinter Jokkmokk kam dann das Schild „Sie verlassen jetzt den Polarkreis.“.
Es war zwar wieder ein abenteuerliches Gefühl, wieder diesen Punkt zu überschreiten, aber so richtig erhaben wie noch beim Arctic Circle Center in Norwegen war es nicht. Das lag vermutlich an dem etwas unspektakulären Ambiente. Ein Schild, das aussah, als ob es aus einem Sticker Heftchen aus den 90ern kam. Überall waren Aufkleber, auf denen sich Reisende verewigt hatten. Dem einen mag es gefallen, aber wir fanden das Arctic Circle Center etwas ansprechender.
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Nach einem kurzen Stopp vor Ort ging es natürlich weiter, bis wir wieder eine Pause an einem See, von denen es ziemlich viele gab, gemacht haben. Der Wind zog und zerrte extrem an uns, sodass es hin und wieder etwas schwieriger war, die Twin auf Spur zu halten. Wenn man erst mal Gepäck und Gewicht auf dem Bike hat, dann kann man sich vorstellen, dass es anstrengend sein kann, das auf 2 Rädern über Stock und Stein zu manövrieren.
Am See war der Wind so stark, dass selbst die Drohne kapitulierte. Selbst am Nordkap konnte sie dem Polarwind trotzen, aber das hier war zu viel. Wir hatten sogar leichte Sorge, dass es die Twins umwehen könnte, weswegen wir uns entschlossen, die Pause so kurz wie möglich zu halten. Also ging es wieder weiter.
Immer wieder kamen wir zwischendurch über unbefestigte Straßen, da hier Straßenarbeiten stattfanden. Die Schweden haben ziemlich intensiv ihre Straßen repariert und das alle paar Kilometer. So weit war das alles nicht schlimm. Wir kamen vom Asphalt runter und dann über von Autos und Lkws festgefahrenen Schotter, sodass es kein Problem war, selbst wenn die Baustelle über einige Kilometer ging.
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Doch nach der gefühlt 5. Baustelle kam eine, die wir so nicht erwartet hatten. Hier war weder der Schotter fein und festgefahren, sondern die Straße war auf der kompletten Länge und Breite mit Steinen wie aus einem Gleisbett übersäht. Und dann begann der Horror. Die Twins hatten nur schwer Haftung, da die Steine hin und her flogen. Es war, als ob man auf Sand fährt. An sich bei einem kontrollierten Offroadabenteuer ist das eine spaßige Sache, aber nicht mit dem Gepäck an Bord und Autos, die kaum in Schrittgeschwindigkeit vor einem fahren.
Jeden Meter rechneten wir damit umzufallen da uns die Reifen immer mal zur Seite wegbrachen und das Gewicht samt Koffer einen hin und her zog. Mehre Kilometer lang zog sich diese Baustelle und wir waren ziemlich aus der Puste und am Schwitzen als es endlich vorbei war.
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Wir steuerten die erst beste Parkmöglichkeit an und ruhten uns etwas aus. Die Hände zitterten noch und auch die Knie waren weich. Aber wir haben es gemeistert und waren stolz auf uns.
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Die Reise ging noch einige Kilometer weiter, bis wir beschlossen, den nächsten Campingplatz im beschaulichen Örtchen Dorotea anzusteuern. Noch schien die Sonne, aber es wurde immer kälter, weswegen wir noch bei Tageslicht das Zelt aufbauen wollten.
Gesagt getan und wir hatten endlich wieder „kein“ Dach über dem Kopf.