Nordkaptour 2021 – Tag 9

Flucht vor dem Sturm

Der zweite Teil der Reise sollte ab heute beginnen. Nach einem fantastischen Tag am Nordkap sollte es heute 4.000 km gen Süden gehen. Diesmal jedoch nicht wieder dieselbe Strecke durch Norwegen, sondern via Finnland und Schweden. Also erst mal alles zusammengepackt und wieder alles auf die Twins damit die Reise losgehen konnte.

Bereit für die Heimfahrt

Die Nacht war ziemlich kalt, weswegen am frühen Morgen noch alles gefroren war. Gegen 9 Uhr waren es zwar schon 3 Grad, aber über Nacht hatte überall Eis angesetzt. Somit war die erste Tat, die Twins zu enteisen. Das Wetter war für den Tag zwar mit 100% Sonne angekündigt, aber im Polarkreis heißt das nicht viel. Die Temperaturen würden wohl nicht mehr wirklich hochgehen. Das bedeutete, dass wir trotz Sonne und trockenem Wetter die Regenkombi angezogen haben. Diese ist wenigstens windundurchlässig, was einen nicht so schnell auskühlen lässt.

Doch nun stellte sich ein erstes kleines Problem heraus. Dragos Griffheizung sprang nicht an. Vermutlich hatte sich Feuchtigkeit bei den Kontakten festgesetzt, sodass diese ausgefallen war. Bei den Temperaturen wäre es eine ziemlich üble Sache gewesen, ohne Heizung zu fahren. Natürlich waren die Handschuhe für den Winter ausgelegt, aber selbst Winterhandschuhe geben nach einigen hundert Kilometern mal den Geist auf. Eine externe Wärmequelle ist da immer besser.

Perfektes Reisewetter

Nachdem wir einige Kilometer gefahren sind, versuchte Drago erneut die Griffheizung zu aktivieren und siehe da, sie lief wieder. Die Abwärme des Motors hatte die Kontakte wohl so weit getrocknet, dass es wieder ging. Das bedeutete jedoch nur, dass nach der Heimkehr nach Deutschland ein Check Up der Elektronik erforderlich war. Schließlich wollten wir nicht, dass so etwas wieder passiert. Das Herz kann einem schon etwas in die Hose rutschen, wenn die Technik ausgerechnet am Ende der Welt versagt, tausende Kilometer von zu Hause und ohne das nötige Material für eine Reparatur.

So fuhren wir weiter mit bester Laune auf das was uns der Tag wohl bringen würde. Und es war fantastisch. Wir fuhren bei Tag und schönstem Sonnenschein durch die endlose Tundra. Dabei sahen wir Rentiere und genossen die Landschaft von der Straße aus.

Zwischendurch machten wir immer mal eine Pause um die Drohne aufsteigen zu lassen und das Ganze aus der Luft zu bewundern. Und wie erwartet sind uns bei jedem Halt beinahe die Finger abgefroren. Denn es ist eine Sache, ob man auf dem Motorrad sitzt, quasi direkt über einem heißen Motor oder in der Tundra steht und den eisigen Wind direkt ins Gesicht bekommt.

Ca. 350 Kilometer weiter kamen wir dann an die EU Außengrenze zu Finnland. Die nette Zöllnerin sah uns kommen und winkte uns auch sogleich durch. Was gäbe es auch für einen Grund, zwei Motorradreisende, die aus Richtung Nordkap kommen, anzuhalten? Nun waren wir also wieder in Finnland, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Das kleine finnische Zipfelchen sollte auch nicht mehr als 70 Kilometer sein, ehe die schwedische Grenze kommen sollte.

Wir folgen der endlosen Straße

Um es kurz zu machen, außer ein paar Wäldern und Seen haben wir nicht viel von Finnland gesehen. Das Einzige, das aufgefallen war, ist, dass es bei jedem Stop nur so vor Stechmücken gewimmelt hatte. Also hielten sich die Pausen in Grenzen und beschränkten sich aufs Wesentliche, Tanken, Fotos und Videos machen.

Nachdem wir die schwedische Grenze in Karesuando überquert hatten fingen wir an darüber nachzudenken wo unser nächster Stopp mit Übernachtung stattfinden sollte. Zum Glück hat Drago das Regenradar bei jedem Halt überprüft und dabei festgestellt das wir uns in einem Schlamassel befanden.

Das Wetter war zur Zeit noch hervorragend, jedoch kam eine Schneefront mit 100% Schneewahrscheinlichkeit auf uns zu. Diese nahte von Westen her aus Richtung Norwegen. Was also tun? Wir hätten in Karesuando bleiben können, wie geplant, und es aussitzen. Oder wir versuchten so weit wie möglich noch nach Süden zu kommen und dem Unwetter somit zu entgehen.

Der Schneefront davon gefahren, ein Eisiges Wettrennen!

Die Entscheidung fiel uns nicht schwer, wir entschlossen es durchzuziehen und weiter nach Süden zu fahren. Nun lagen noch weitere 200 Kilometer vor uns, um so weit südlich zu kommen, dass der Schnee nördlich an uns vorbei ziehen kann.

200 Kilometer weiter ohne größere Pausen schafften wir es spät abends noch nach Gällivare. Auch hier fing es langsam an zu regnen, aber zumindest war keine Schneewarnung mehr. Völlig erschöpft entschieden wir uns, eine Hütte zu mieten und erst mal wieder zu Kräften zu kommen. Denn die Etappe war wetterbedingt doch länger geworden als ursprünglich gedacht. Zuletzt blieb uns noch die Hoffnung, dass das Wetter hier am nächsten Morgen besser sein würde.

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