Nordkaptour 2021 – Tag 7

Der längste Tag…

Heute ist es endlich so weit, wir haben die vorletzte und längste Etappe vor uns. Über 700 km durch die Tundra bis ca. 120 km vor dem Nordkap, wo wir unser Basiscamp einrichten wollen. Wir wussten, dass es ein strammer Ritt werden würde, aber wir haben es uns so ausgesucht und wollten es so. Doch der Tag begann natürlich, wer hätte es gedacht, mit Regen. Und es sah nicht so aus, als ob es aufhören würde.

Start der vorletzten Etappe

Zum Glück waren wir wieder mal in einer Hütte anstatt im Zelt gewesen, denn ein nasses Zelt einzupacken bei Regen macht weniger Spaß. Ganz zu schweigen vom anziehen und in die Motorradkluft springen. Doch erst mal gab es ein Frühstück, Müsli und einen Bikerkaffee für den Start in den Tag.

Nun noch schnell alles wieder in die Koffer gepackt und bereit für die Abreise. Immer weiter in den Norden, weil es uns ja so weit im Süden noch nicht kalt genug war.

Die Reise ging über Berg und Tal und durch Tunnel und über Brücken immer weiter. Und auch das Wetter wurde langsam besser.

Sami

Gegen 12 Uhr und 200 km weiter machten wir eine Rast. Dabei bemerkten wir, dass der Rasthof von den Sami geführt wurde. Das sind die Einheimischen Norwegens, auch wenn die Lokalität eher für die Touristen gemacht war. Dennoch war es spannend zu sehen, was es hier so gibt. Von Rentier Fellen über Schnitzmesser aus deren Geweih bis zu traditioneller Sami Kleidung. Ein Riesen Souvenir Shop auf dem Weg in den Norden.

Wir genehmigten uns einen Kaffe und zwei Aufkleber für das Topcase. An den anderen Dingen hatten wir weniger Interesse.

Die zwei Kraftpakete

Interessant war nur, dass der Verkehr hier immer weiter abnahm. Nicht das wir weiter im Süden sehr viel mehr gehabt hätten, aber hier wurde es immer menschenleerer. Außerhalb der Saison bei vermehrt kälter und schlechterem Wetter auch zu verstehen.

Und hätten wir bloß mal was gegessen bei den Samis. Langsam kam nämlich auch der Hunger und wir haben es nicht mal bemerkt. Zu gebannt waren wir von der Fahrt und der Landschaft, sodass alles andere zweitrangig wurde. Aber irgendwann war das Grummeln des Magens lauter als der Auspuff der Twin, sodass es an der Zeit war einen Coop Markt anzusteuern.

Mitten im Nirgendwo war die Hoffnung aber natürlich eher gering, einen Markt zu finden, sodass wir uns fast schon damit abgefunden hatten, doch noch eine Pause zum Kochen zu machen. Das hätte uns aber wieder einige Zeit gekostet und wir wollten aber unbedingt die 700 km schaffen. Dann plötzlich mitten im nirgendwo ein kleines Dorf und im Zentrum der gefühlt 5 Häuser, ein Joker Market. Mal wieder Glück gehabt.

Nun gab es das wohl traurigste Mittagessen das man sich vorstellen konnte. Eine Dose Energy Drink für jeden Croissants und eine Rentierwurst. Schnell noch mit dem Taschenmesser in mundgerechte Happen zerteilt und runter damit. Es waren schließlich immer noch mehr als 300 km übrig und langsam wurde es Nachmittag. Es musste also schnell gehen.

Irgendwo im Nirgendwo

Beim kommenden Teil der Fahrt hatten wir das erste Mal Pech mit dem Wetter auf Dauerschleife. Es regnete und wir sahen den blauen Himmel und die Sonne am Horizont durch die Wolken scheinen. Doch wann immer wir uns dem schönen Wetter näherten, bog die Straße wieder ab und führte uns garantiert unter die dunkelste Wolke, die weit und breit zu finden war. Das passierte am laufenden Band und unser sonst immer fröhliches Grinsen weichte unter dem Dauerregen langsam auf.

Zu allem Überfluss gingen die Temperaturen immer weiter runter. Erst 6, dann 7, dann 5 Grad und noch 100 km übrig. Als ob das nicht reichen würde, kamen wir auf dem letzten Stück der Reise mächtig ins Trudeln. Es wurde dunkel, es regnete, der Wind zerrte an uns und die Temperaturen lagen schon bei 4 Grad. Solch eine extreme Situation haben wir noch nicht erlebt.

Ständig in Angst, dass die nasse Fahrbahn gefriert oder ein Rentier vor das Motorrad läuft. Und weit und breit kein Mensch. Denn so weit man es im Dunkeln sehen konnte, nahm die Straße kein Ende mehr. Wir kamen beide zu dem Schluss, dass wir jetzt ebenso gut im 28 Grad warmen Deutschland daheim auf dem Balkon sitzen könnten, anstatt hier am Ende der Welt den Elementen zu trotzen. Aber es dauerte keine Sekunde, bis wir loslachten und uns freuten, genau hier zu sein.

Wir kämpften uns also immer weiter und die Müdigkeit kam nun auch ins Spiel. Aber es war wohl das Adrenalin das uns weitermachen ließ. Langsam, konzentriert und immer auf das Ziel fokussiert.

Gegen 22 Uhr kamen wir endlich in Oddefjord an.

Bei dem Campingplatz, den wir uns ausgesucht hatten, war aber niemand. Dieser schien geschlossen und wir machten uns Gedanken, dass wir das Zelt in unserem müden Zustand nicht mehr aufbauen konnten. Die Anspannung stieg, als wir zum zweiten Campingplatz fuhren, in der Hoffnung, dass dieser auf hat und eine Hütte verfügbar ist.

Und wir hatten Glück. Die nette Besitzerin gab uns direkt einen Schlüssel und meinte nur, dass wir morgen bezahlen könnten, da sie jetzt keine Lust mehr hatte. Ein amüsanter Moment und wir waren froh, endlich ins Warme zu kommen. Jetzt erst mal das Zimmer auf ca. 50 Grad aufgeheizt und aus den Motorradklamotten.

Nun noch der letzte Take für den Vlog auf Youtube. Und wie es nun mal so läuft, wenn man völlig erschöpft einen Take macht… es wird ein unfreiwilliger Outtake.

Doch dazu alles im Video:


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